Kneipp-Tipps Ihres Gesundheitsexperten des Kneipp-Bund e.V.
Prof. Dr. med. Dr. Bernhard Uehleke
Hochschule für Gesundheit und Sport Berlin
Inst. Naturheilkunde - Universitätsspital Zürich
Abt. Naturheilkunde - Charité Berlin
Waldbaden
Wenn
der Alltagsstress zu groß wird, zieht es in der Freizeit intuitiv viele für
einen Erholungsspaziergang in den Wald. Die Ruhe, der frische Duft der Kiefern,
das beruhigende Plätschern eines Baches und das Rascheln der Waldestiere wirkt
wohltuend auf Körper und Geist. Schon Kneipp hat Spaziergänge in der Natur und
im Wald empfohlen – früher gab es in Wäldern auch hin und wieder einen Brunnen
für die Zugtiere, wo man auch mal ein Armbad durchführen konnte.
„Ich
kannte zwei Herren, die täglich in einem Wald spazierengingen und
dort die verschiedensten Übungen machten, um alle Körperteile zu stärken,
was auf ihre Gesundheit den wohltätigsten Einfluss hatte.“ Sebastian Kneipp
Ein
Waldspaziergang ist mehr als eine kurze Auszeit. Die medizinische Wirkung wurde
in Fernost seit den 1980er Jahren wissenschaftlich erforscht. In Japan nennt
man den erholsamen Waldaufenthalt Shirin Yoku. Übersetzt bedeutet das
Waldbaden. Der deutsche Begriff wirkt nur auf den ersten Blick irreführend.
Waldbaden heißt nicht, durch Laub zu tauchen und im Moos seine Bahnen zu
ziehen. Shirin Yoku meint den bewussten Aufenthalt im Wald, in dem die Sinne
zur Erholung genutzt werden. Der Akasawa Natural Recreational Forest in Japan
nahe der Stadt Agematsu gilt als die Wiege des Shinrin Yoku. Während es dort
bedeutet, nur das zu essen und zu trinken, was man zwischen den Bäumen findet,
meint das Waldbaden in Deutschland das Öffnen der Sinne und den achtsamen
Aufenthalt in der Natur. Atmen – Relaxen – Wandern – Berühren – Zuhören. Mit
diesen fünf Eckpfeilern findet der Organismus Heilung. Der Wald wird zum
Erlebnisraum, zum natürlichen Therapiezimmer. Über den moosigen Boden federn
die Schritte leichter als über den Asphalt der Großstadt. Man atmet die frische
würzige Waldluft ein, nicht die Abgase der Autos. Die Ruhe der Bäume wirkt
entspannend, Stress löst sich auf. Diese subjektive Empfindung der Erholung
wird durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. Da japanische
Forschungsergebnisse, die in den fernöstlichen Pinienwäldern durchgeführt
wurden, nicht einfach auf den deutschen Eichenwald übertragen werden können,
beschäftigen sich deutsche Wissenschaftler mit dem medizinischen Effekt der
natürlichen Erholung. Neben evolutionsbiologischen Untersuchungen wurde wissenschaftlich
nachgewiesen, dass die Duftstoffe des Waldes das menschliche Immunsystem
stärken. Durch das Einatmen der Terpene, die Bäume und Pflanzen ausschütten,
um untereinander zu kommunizieren und so beispielsweise vor drohenden
Schädlingen zu warnen, steigt die Produktion weißer Blutkörperchen im Blut um
etwa 40%. Die weißen Abwehrzellen, die man auch Killerzellen nennt, sind
wichtig für die Abwehr von Viren und sogar Krebszellen. An deutschen
Universitäten wurden zudem Studien durchgeführt, die belegen, dass Heilung in
einer grünen, natürlichen Umgebung schneller verläuft als hinter grauen, kahlen
Betonmauern. Patienten kommen zur Ruhe, schlafen besser und fühlen sich erholt.
Nachweisbar sinkt der Cortisolspiegel im Körper, man ist weniger gestresst und
gleichzeitig besser gelaunt. Während in Japan bereits Studien über den
präventiven Effekt des Waldbadens vorliegen, fehlen entsprechende Studien in
Deutschland, auch über die Langzeitwirkung der natürlichen Therapie. Um dieses
Defizit zu beheben, begleiten Wissenschaftler in Norddeutschland die Ergebnisse
im ersten europäischen Heilwald in Heringsdorf, in dem Asthma- und
COPD-Patienten die erholsame Wirkung der Natur genießen. Um dem Organismus eine
wohltuende Auszeit zu gönnen, braucht es nicht viel. Das Rauschen der Blätter,
die Farben der Bäume, eine Pause auf einem knorrigen Baumstumpf, während die
nackten Füße das Laub des Waldes berühren. Augen schließen und tief durchatmen.
Gehen und laufen Sie täglich und – falls möglich – barfuß. Aber bitte keine
Überforderung! Sie sollen sich wohl fühlen und es soll Spaß machen.
Letztendlich ist sehr viel für die Gesundheit getan, wenn man es schafft, in
der Woche drei- bis viermal ca. 5 km rasch zu gehen oder zu walken.
Curcuma & Curcumin
Seit der Blütezeit
der Ayurveda – schon vor über 3000 Jahren wurde Curcuma, auch Gelbwurz genannt,
nicht nur als Gewürz, als Farbstoff oder als Konservierungsmittel genutzt,
sondern auch als traditionelle Medizin mit einem vielfältigen Wirkungsspektrum.
Das „indische Gold“ wird als natürliches Heilmittel aus dem getrockneten
Wurzelstock der Curcuma longa Linn
gewonnen. Alther überlieferte Naturheilmittel haben ihre Daseinsberechtigung,
wenn sie vorher gut bezüglich Nutzen und Risiken erforscht werden. Die mögliche
Heilkraft von Curcuma wird in Europa bereits seit etlichen Jahren medizinisch
genutzt – wobei möglicherweise ein riesiges Potenzial besteht, das aber wegen
unzureichender Forschung leider nach wie vor unklar bleibt. Insbesondere
altersbedingte Krankheiten könnten durch den gezielten Einsatz von Curcuma
bzw. Curcumin eingedämmt werden, seriöse Studienergebnisse natürlich
vorausgesetzt. Curcuma ist ein gutes Beispiel für die mangelnde Forschungslage,
was leider relativ viele Heilpflanzen – auch solche aus Europa – betrifft.
Obwohl Curcuma und seine gesundheitsförderlichen Wirkungen gemeinhin bekannt
sind, ist die Studienlage erst in den letzten Jahren besser geworden, aber nach
wie vor unzulänglich.
„Kein Kräutchen, kein Pulver, das ich
nicht selbst versucht und als bewährt empfunden habe.
Ich wünsche nur das eine, dass die alten Bekannten zu neuen Ehren gelangen.“
Sebastian Kneipp
In Curcuma sind sogenannte fettlösliche Curcuminoide (ca. 5%) enthalten,
u.a. das Curcumin, welches als gesundheitsförderlichster Bestandteil gilt.
Curcumin könnte eine wichtige Rolle in der Prävention und Behandlung von sehr
vielen chronischen Erkrankungen (neurodegenerativen, kardiovaskulären,
pulmonalen, metabolischen, autoimmunen Erkrankungen) einnehmen. Wie aber
Curcumin seine medizinischen Heilwirkungen hervorruft, ist nach wie vor im
Einzelnen unklar, obwohl seit Jahrzehnten viel Geld – auch aus deutschen
Forschungsetats in Laborstudien an Tieren, Zellen und biochemischen Systemen –
investiert wurde. So ist lediglich geklärt, dass Curcuma entzündungshemmende und
antioxidative Eigenschaften besitzt. Allerdings kann aber die Frage eines
Nutzens nur durch klinische Studien am Menschen bzw. Patienten klar beantwortet
werden. Bislang konnte durch erste klinische Studien – oft Studien mit Mängeln,
welche deren Aussagekraft einschränken – nachgewiesen werden, dass es den
Cholesterinspiegel senkt und Verdauungsbeschwerden lindern kann. Die
Gefäßgesundheit kann durch Curcuma verbessert werden, Diabetespatienten
können gesundheitlich profitieren. Zum Nutzen bei Krebs sind jedoch außer
Laboruntersuchungen nur wenige klinische Studien gemacht worden, deren
Ergebnisse widersprüchlich sind, d.h. Curcuma könnte möglicherweise sogar
Krebsrezidive bei Prostatakrebs fördern. Nun sind für die aus Laborversuchen
abgeleiteten Hinweise auf krebshemmende bzw. anti-metastatische Eigenschaften
noch weitere klinische Studien notwendig – ebenso wie für den Nachweis einer
vorbeugenden Wirkung bei entzündlichen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa oder
Rheuma. An der Universität von Kalifornien konnten US-Forscher in einer
klinischen Studie zeigen, dass der tägliche Verzehr von kleinen Mengen Curcuma
die Gedächtnisleistung verbessern kann – genauso wie die Stimmung bei Menschen
mit leichtem, altersbedingten Gedächtnisverlust. Aber auch hier scheint der
Studienleiter seinen eigenen Ergebnissen nicht zu trauen, denn er gibt zu
bedenken, dass es nicht sicher sei, wie genau Curcumin seine Wirkung entfalte:
Es lasse sich lediglich mutmaßen, dass entzündliche Prozesse im Gehirn
verringert werden, die die Medizin in Verbindung mit Alzheimer und auch
schweren Depressionen bringt. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass
Curcumin die Ablagerung bestimmter Eiweißkomplexe im Gehirn unterband; dies
könnte vielleicht bei der Behandlung von Alzheimer helfen. Wie auch immer der
Mechanismus ist, eine vorbeugende Wirkung gegen die Alzheimer-Erkrankung kann
dann nur durch Studien am Menschen über längere Zeiträume bestätigt oder
verneint werden, solche klinische Studien kosten viel Geld und werden
jedenfalls nicht von Anbietern von Gewürzen und Nahrungsergänzungsmitteln
getragen. Einige Staaten wie die USA, Indien, China und Iran haben seit etlichen
Jahren staatliche Forschungsförderung zur klinischen Untersuchungen ihrer
traditionellen Heilpflanzen aufgelegt, Deutschland leider bisher nicht.
Curcumin löst sich nicht gut in Wasser und wird sehr schlecht vom Körper
aufgenommen. Deswegen sollte Curcuma mit Fett oder Öl zusammen eingenommen
werden. Es gibt aber auch weitere Tricks, um die Resorption zu erhöhen,
beispielsweise durch gemeinsame Einnahme mit schwarzem Pfeffer (was übrigens
schon die alten Väter der Ayurveda empfahlen). Zur präventiven Anwendung kann
also Curcuma in fetthaltigen Speisen, Suppen und Milchgerichten beigefügt
werden.
Wechselwarmer Schenkelguss
Die Verwendung von Wasser zu Heilzwecken gehört nachweislich zu den
ältesten Formen der Heilkunde. Kneipp erkannte recht früh, dass man mit
Bewegung und Wasser viel für die Gesundheit tun kann. Wasser als Vermittler
natürlicher Lebensreize steigert die Leistungsfähigkeit, regt die Abwehrkräfte
an und verbessert das Körperbewusstsein. Vorbeugend und therapeutisch wirken
die Wasseranwendungen harmonisierend auf das Nerven- und Hormonsystem sowie
auch auf die Psyche. Wasseranwendungen nach Kneipp sind individuell und fein
abstufbar. Sie können exakt auf die jeweilige Person und Situation abgestimmt
werden. Wenn Sie kaltes Wasser an Ihrer Haut nicht gewöhnt sind, oder wenn Sie
Bedenken haben, beginnen Sie Ihr Gesundheitstraining mit Wechselgüssen. Durch
das warme Wasser wird der Körper auf den nachfolgenden Kaltguss vorbereitet, es
fühlt sich prickelnd und angenehm an. Gewechselt wird zweimal und mit dem
kalten Guss geendet. Der wechselwarme Schenkelguss ist ein optimales
Gefäßtraining und auch die ideale Einstiegs-Anwendung für Kinder. Müde oder
angelaufene Beine nach einem langen oder an einem heißen Tag? Eine schnelle
Erfrischung hilft Ihrem Körper, damit leichter fertig zu werden. Ihre
Beinmuskeln werden locker, müde Füße wieder frisch; Sie helfen allen Organen
und besonders den Venenpumpen bei ihrer Arbeit und stärken das Immunsystem. Diese
Anwendung, öfters angewandt, wirkt auf den ganzen Körper. Ziemlich sicher
verkraften Ihre Beine künftig heiße Außentemperaturen und große Anstrengungen
mühelos. Kleine Kinder mit ihren unverbrauchten Sinnen empfinden wechselwarme
Güsse oft als lustig. So gewöhnen Sie Ihr Baby daran: Füllen Sie eine Wanne so
hoch mit warmem Wasser, dass es gerade knöcheltief fürs Kind ist. Baden Sie mit,
erst mal im Sitzen. Nach ein paar Minuten Dusche anstellen und zuerst auf Ihre
eigenen Zehen und Beine, dann auf die des Kindes richten (wie bei den Großen:
rechtes Bein, außen, vorne bis zum Knie, innen wieder zehenwärts, dann beim
linken Bein ebenso verfahren). Nun dasselbe mit warmem Wasser wiederholen und
zum Abschluss noch mal kalt. Für Wiedererwärmung sorgen.
„Durch
das natürliche Wasser wird der Mensch gereinigt
von Krankheiten des Leibes.“ Sebastian Kneipp
So wird der wechselwarme Schenkelguss gemacht: Sie brauchen ein
Kneipp-Gießrohr als Brause- oder Duschaufsatz. Zunächst stellen Sie die
Temperatur auf angenehm warm. Sie beginnen am rechten Fuß außen und führen den
Wasserstrahl aufwärts bis zur Hüfte, verweilen kurz dort und führen den
Wasserstrahl vorne-innen am Bein wieder abwärts. Dasselbe am linken Bein wiederholen.
Nun Wasser auf kalt bzw. kühl stellen, beide Beine erneut begießen, noch zweimal
wiederholen (also kalt beenden). Schon haben Sie eine Mini-Wellnesskur zu Hause
durchlaufen. Zum Abschluss erst die rechte, dann die linke Fußsohle abgießen. Für
Wiedererwärmung sorgen, also entweder Socken anziehen, gehen, bewegen oder für
eine halbe Stunde ins Bett legen. Auch vor dem Gefäßjogging ist es
empfehlenswert warme Füße zu haben, entweder aktiv durch Bewegung oder passiv
durch Bettwärme. Die Anwendung kann dazu beitragen, dass venöse Störungen (z.B.
Besenreiter oder Krampfadern) in ihrer Entstehung gebremst werden.
Ernährung bei Arthrose
Als degenerative rheumatische Erkrankung zählt Arthrose in Deutschland zu
den häufigsten Gelenkkrankheiten. Betroffen von der nicht heilbaren Krankheit
können alle Gelenke sein. In der Regel wird die schützende Knorpelschicht
zwischen den Knochen durch Abnutzung beschädigt, es kann zu krankhaften
Veränderungen in diesem Bereich, zu Entzündungen, Schwellungen, Versteifungen
und Schmerzen kommen. Als Hauptrisikofaktoren werden zunehmendes Alter und
Übergewicht genannt. Die Wissenschaft untersucht nun aber auch vermehrt den
Einfluss der Ernährung auf die Entstehung, Verlauf und Behandlung der Arthrose.
Vom naturheilkundlichen Ansatz her betrachtet, spielt neben der Ernährung auch
die richtige Bewegung eine große Rolle. Und auch mit Maßnahmen zur Linderung
der Schmerzen und zur schrittweisen Erhöhung der Beweglichkeit kann die moderne
Naturheilkunde aufwarten: Mit Kneippschen Wickeln, Heusackanwendungen und
Bädern können durchaus gesundheitsförderliche Effekte erzielt werden.
„Die Nahrung ist nur dann zuträglich
und gesund, wenn sie der Natur des Menschen zuträglich ist und von ihr
verarbeitet wird.“ Sebastian Kneipp
Dass sich eine gesunde und auf das Krankheitsbild abgestimmte Ernährung
positiv auswirken kann, ist schon länger bekannt. Wichtig zu erwähnen ist, dass
insbesondere das Zusammenspiel von Ernährung und Bewegung den Verlauf der
Arthrose abschwächen kann und natürlich auch das Potential hat, der Erkrankung
des Bewegungsapparates präventiv vorzubeugen. Denn durch aktive Bewegung wird
die Nährstoffzufuhr der Knorpel über die Gelenkflüssigkeit verbessert. Das ist
ein wichtiger Fakt, denn es gibt relativ eindeutige Hinweise, dass
Arthrosepatienten/-innen einen höheren Bedarf an bestimmten Nährstoffen und
Antioxidantien haben – einmal ganz davon abgesehen, dass Bewegung gegen den
Risikofaktor Übergewicht helfen kann. Bei der Bewegung ist darauf zu achten,
dass es sich um weiche Bewegungsabläufe handelt, z.B. im Warmbad gegen den
sanften Widerstand des Wassers. Solche Bewegungen sollen dazu führen, dass
etwas mehr Gelenkflüssigkeit gebildet wird. Jegliche Überlastung ist
kontraproduktiv, weil dadurch neuer Abrieb zur erneuten Entzündung und Gelenkzerstörung
führt. Nachweislich ist eine pflanzenbasierte und fleischarme Kost hilfreich,
sie sollte reich an Mineralien und Vitaminen sein. Denn bei regelmäßigem
Verzehr von tierischen Lebensmitteln, auch Eier gehören dazu, kann im Körper
ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren (v.a. Arachidonsäure) entstehen, was
wiederum Entzündungsprozesse fördern kann. Die entzündungsfördernde
Arachidonsäure wird teilweise exogen zugeführt und ist besonders in Wurst
und Fleisch von Rind und Schwein vorhanden. Möglicherweise ist die günstige
Wirkung von vegetarischer Ernährung und Heilfasten auf den Stopp der
Arachidonsäurezufuhr zurückzuführen. Bei rheumatischen Beschwerden scheinen vor
allem fettlösliche Antioxidantien (v.a. Vitamin E und A) zu helfen, weil diese
dann bis in die Gelenkflüssigkeit gelangen. Andere Antioxidantien sind
möglicherweise hier nutzlos. Empfehlenswert sind Omega-3-fettsäurehaltige
Lebensmittel wie bestimmte Fischsorten (u.a. Thunfisch, Hering, Lachs, Makrele)
und Pflanzenöle (Oliven-, Lein-, Raps-, Hanföl). Gut untersuchte Heilpflanzen
in Bezug auf Arthrose sind vor allem Weidenrinde, Teufelskralle und
Brennnesselwurzel.
(Intervall-)Fasten
Für viele Menschen ist der Februar der Fastenmonat. Die
günstige Wirkung des Fastens hängt unter anderem damit zusammen, dass der Darm einen
großen Einfluss auf andere Organe und unsere Gesundheit hat. Ungünstiges
Ernährungsverhalten kann dazu führen, dass der Darm – auch über eine dann
ungünstige Darmflora, wichtige Bahnen und Wege im Körper zu behindert,
beispielsweise die Atmung und den Blutfluss. Viele Zivilisationskrankheiten
haben hier ihre tiefere Ursache.
„Wer wollte nicht gern lange leben und
gesund und kräftig sein! Möge man deshalb die rechte Wahl treffen in der
Nahrung und in den Getränken und das Wertlose und Schädliche meiden und fliehen.“
Sebastian Kneipp
Nicht jeder Mensch findet die Zeit, Lust oder Motivation eine richtige
dreiwöchige Fastenkur durchzuführen. Wer nicht richtig fasten will oder kann,
sollte es zumindest mit einer Phase des „Von allem ein wenig weniger“ versuchen.
Das veranlasst den Körper, aus seinen Speichern etwas herauszurücken.
Neuerdings
wird auch empfohlen, in zeitlichen Intervallen zu fasten. Das
Intervallfasten (oder auch intermittierendes Fasten) kann in verschiedenen
Varianten durchgeführt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, an fünf Tagen in
der Woche normal – natürlich möglichst gesund und möglichst kohlehydratarm – zu
essen und an zwei nicht aufeinander folgenden Tagen in der Woche zu fasten
(sog. 5:2-Variante).
Alternativ wird über viele Tage hinweg 16 Stunden lang
komplett auf Nahrung verzichtet und nur in den restlichen acht Stunden des
Tages Nahrung aufgenommen (sog. 16:8-Variante). Wurde also beispielsweise
abends um 18 Uhr das letzte Mal gegessen, darf erst am nächsten Tag frühestens
um 10 Uhr wieder Nahrung zugeführt werden.
Die dritte Variante des
Intervallfastens besteht darin, immer einen Tag zu fasten und einen Tag normal
gesund zu essen. Wichtig bei allen drei Methoden ist eine gewisse Beständigkeit
über mehrere Wochen hinweg – der Körper muss sich daran gewöhnen und umstellen
können. Der Stoffwechsel wird quasi darauf trainiert, die körpereigenen
Reserven zu aktivieren – ohne, dass sich dabei die Muskulatur abbaut (wie es
leider bei gängigen Fastenkuren oftmals der Fall ist).
Der Nahrungsverzicht in
Intervallen stößt verschiedene günstige Prozesse im Körper an – während „ständiges“
Essen die fortwährende Insulinausschüttung aufrechterhält. Dies kann möglicherweise
bereits vor Diabetes Typ 2 schützen, den Blutdruck senken und sich positiv auf
das Herz-Kreislauf-System auswirken. Aktuelle Forschungen gehen davon aus, dass
auch durch Intervallfasten der Zellreinigungsprozess (Autophagie) angestoßen
wird.
Die Befürworter des normalen Heilfastens legen hingegen Wert darauf, dass
sich der Körper vollständig auf die „innere Verbrennung“ durch ausschließliche
Verwertung von Fettreserven einstellt. Dies wird allerdings erst nach mindestens
drei Tagen ohne Kalorienzufuhr erreicht. Dies bedeutet aber eine gewisse
Belastung und insbesondere Menschen, die regelmäßig Arzneimittel benötigen,
sollten ein solches Fasten nicht ohne fachkundige Anleitung beginnen.
Verschiedene Formen des Heilfastens wirken anscheinend auch unterstützend bei
Krebs- bzw. während Chemotherapien. Auch bei neurologischen Erkrankungen wie
Multiple Sklerose, Morbus Parkinson oder Demenz könnten gesundheitsförderliche
Effekte einsetzen. Hierzu wird neuerdings interdisziplinär geforscht.
Bitte
beachten Sie: Bei all den Fastenvarianten, je nachdem was gerade in Mode ist,
wird oft übersehen, dass Menschen bezüglich der Nahrungsaufnahme höchst
individuell sind und deswegen eine bestimmte Methode nicht unbedingt für alle
funktioniert. Auch ein eintägiges Fasten wird von etlichen Menschen recht
schlecht vertragen, während beim länger dauernden Fasten die Beschwerden im
Verlauf über die Fastentage meist deutlich abnehmen, ab dem 3. oder 4.
Fastentag belasten kaum quälende Hungerattacken den Fastenden
Meditatives Laufen
Laufen ist gesund – das dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Sebastian
Kneipp selbst hat körperliche Bewegung ausdrücklich empfohlen, wobei eine sog.
Bewegungsarmut heute sehr viel häufiger anzutreffen ist als zu seiner Zeit. Im
Sinne Kneipps und der Natur des Menschen soll es nicht darum gehen, bis zur
totalen Erschöpfung zu laufen – vielmehr gilt es gemeinhin als gesund, die
Leistungsfähigkeit von Herz und Kreislauf langsam und mit Bedacht zu steigern.
Kneipp hat immer wieder betont,
dass alle gesundheitsförderlichen Maßnahmen nicht wirklich greifen können,
wenn die „Ordnung der Seele“ nicht gewährleistet ist. Das meditative Laufen
verbindet die Kneippschen Elemente Lebensordnung und Bewegung und kann
vielerlei positive Effekte auf die körperliche und psychische Gesundheit
haben; u.a. einen Abbau von Stresshormonen im menschlichen Körper und
natürlich eine Stärkung des Immunsystems.
„Vogel fliegt. Fisch schwimmt. Mensch läuft.“
Emil Zatopek (1922-2000),
Langstreckenläufer
Meditation, Konzentration, Achtsamkeit,
innere Einkehr und die richtige Atemtechnik – das meditative Laufen beginnt
eigentlich im Kopf. Man sollte sich bewusstmachen, dass es dabei nicht um
sportlichen Ehrgeiz, Erfolg oder Wettbewerb geht, sondern um
gesundheitsförderliche Bewegung im Einklang mit sich selbst und der Natur.
„Vergesst
mir die Seele nicht“, sagte Sebastian Kneipp und meinte damit ein
Zusammenwirken von körperorientierten und auf den psychischen Bereich
abzielenden Verfahren. Bevor Sie loslaufen, verweilen Sie einen kurzen Moment
und konzentrieren sich auf den Moment, auf Ihre Beine, Füße und die Umgebung.
Beim Laufen werden Sie schnell merken, wie sich Ihre Aufmerksamkeit wieder
anderen Dingen widmet. Sobald Ihnen dies bewusst wird, versuchen Sie sich
wieder nur auf das Laufen und Ihren Körper zu fokussieren – Schritt für
Schritt. Auch die Atmung dürfen Sie nicht außer Acht lassen, der Atemrhythmus
muss mit dem Bewegungsablauf harmonieren. Entwickeln Sie eine Achtsamkeit für
den Moment, für die Bewegung, für die Natur. Aber das Wichtigste ist: Laufen
Sie einfach los!
Denn
wer läuft, kann womöglich die eigene Lebenserwartung verlängern. Zumindest
besagt das eine aktuelle Studie des Cooper Institute in Dallas. So schreiben
die Forscher im Fachmagazin „Progress in Cardiovascular Diseases“, dass Läufer
durchschnittlich etwa drei Jahre länger leben als Nicht-Läufer. Die Studie
berücksichtigte einen Personenkreis von 55.000 Menschen in 15 Jahren – sowohl
regelmäßige Läufer, aber auch Personen, die kaum laufen und zudem Menschen, die
erst während der Studie mit dem Laufen begannen. Für gesundheitsförderliche
Effekte reichten 5 Minuten Laufen am Tag bzw. eine Stunde in der Woche aus. Die
Autoren der Studie sind sich sicher: Durchs Laufen gewinnt man mehr Lebenszeit
zurück, als man investiert.
Zügiges
Gehen in der Natur war für Kneipp eine lebensverlängernde und ausgleichende
Maßnahme. Wir bleiben bei unserer Empfehlung, jeden Tag möglichst fünf
Kilometer zu laufen oder zu gehen – aber wer das nicht schafft, soll sein
Pensum nach seinen Möglichkeiten definieren.
Gesunder Schlaf
Der Mensch schläft etwa ein Drittel seines Lebens und regeneriert dadurch
Körper, Geist und Seele. Mittlerweile gilt es als wissenschaftlich bewiesen,
dass zu wenig Schlaf ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt – weshalb
Schlafmangel durchaus zu den klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht,
Rauchen, wenig Bewegung usw. hinzugezählt werden kann. Vor allem deswegen, da
ungenügender Schlaf spezifische Gesundheitsbeeinträchtigungen hervorrufen kann
– wie etwa Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfall
und auch psychische Erkrankungen wie Depressionen.
„Der Schlaf
ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“
Arthur Schopenhauer
Tiefen,
erholsamen und gesunden Schlaf wünschen wir uns alle. Und doch schlafen nicht
alle Menschen so gut und so lange, wie es eigentlich notwendig wäre. Wer
weniger als sieben Stunden pro Nacht schläft, bekommt dreimal so häufig eine
Erkältung wie andere Menschen – das Risiko für die eingangs beschriebenen
Krankheitsbilder steigt sprunghaft an.
Interessant
in diesem Kontext sind die Ergebnisse einer größeren
Kohortenstudie, über die das Ärzteblatt kürzlich berichtete. So könne ein
nächtlicher Nahrungsverzicht (mindestens 13 Stunden) davor schützen, dass Brustkrebspatientinnen
einen Rückfall erleiden. Die Forscher vermuten durch ein derartiges Schlaf- und
Ernährungsverhalten positive Effekte auf den Glukosestoffwechsel. Was diese
Studie so besonders macht: Es wurde belegt, dass nicht nur genetische Faktoren
für das Wiederauftreten einer Krebsform eine große Rolle spielen – sondern eben
auch Lebensstil, Lebensweise oder frei nach Kneipp – die Lebensordnung. Eine
lange nächtliche Nahrungskarenz wählen aber vermutlich eher stoffwechselgesunde
Menschen, die lange schlafen können und weniger unter Stress leiden.
Unter
Berücksichtigung der anderen vier Kneippschen Elemente kann jeder Mensch viel
selbst dazu beitragen, zu einem gesunden Schlaf zu finden. Viel Bewegung,
gesunde Ernährung – und natürlich auch Wasseranwendungen: Kneipp empfahl
Patienten mit Schlafstörungen, neben bewegungstherapeutischen Maßnahmen, Kaltanwendungen
an den Beinen: Beispielsweise nasse Strümpfe oder Kniegüsse. Kneipp erklärte
ganz richtig, was manche Schlafforscher heute noch nicht ganz tief verstehen:
Eine „Umleitung“ von Blut in die Beine erleichtert das Einschlafen, da man mit
kühlem Kopf und warmen Füßen am besten einschlafen kann. Durch die Anregung der
Durchblutung der Beine erreicht man genau dieses. Die Füße müssen vorher warm sein,
z.B. durch Bewegung oder einen kleinen Abendspaziergang.
Des
weiteren können neben Kräutertees auch Entspannungs- und Gesundheitsbäder (es
sollten einige Stunden zwischen den unterschiedlichen Anwendungen liegen) bei
Einschlafproblemen hilfreich sein. Die nassen Strümpfe sind nicht für
Frierende, während der Periode oder bei Infekten des Harnwegs geeignet.
Sanddorn
Der Sanddorn ist ein wahres „Superfood“ – um in der Sprache der Zeit zu
bleiben. Die „Zitrone des Nordens“ kann, was gesunde Ernährung betrifft, ohne
Probleme mit den momentan im Trend liegenden Gojibeeren oder Chia-Samen
mithalten. Sanddorn (Hippophae rhamnoides),
auch als Weidendorn, Dünendorn, Audorn, Fasanenbeere, Seedorn, Rote Schlehe oder
Sandbeere bekannt, gehört zur Familie der Ölweidengewächse (Elaeagnaceae). Diese gedeihen
insbesondere in Dünengebieten am Meer, aber auch in europäischen Gebirgen.
Heutzutage wird der Sanddorn vorwiegend in russischen und chinesischen
Bergregionen angebaut. Übrigens sind die gelblichen Früchte des Sanddorns, aus
deren Samen Öl gepresst werden kann, keine Beeren – sondern vielmehr sog.
Schein-Steinfrüchte. Der Sanddorn gilt in Deutschland als bedroht und steht
deshalb unter Schutz.
„Fast
sämtliche meiner Teesorten und Extrakte, Öle und Pulver rühren von früher
geachteten, jetzt vielfach verachteten spottbilligen Heilkräutern her, welche
der liebe Herrgott im eigenen Garten, auf freiem Felde, manche ums Haus herum
an abgelegenen und unbesuchten Stellen wachsen lässt, Heilkräutern, die
meistens keinen Pfennig kosten.“ Sebastian Kneipp
Die
gesundheitsförderlichen Effekte des Sanddorns sind vielfältig; zum Beispiel die
Stärkung des Immunsystems betreffend: Wie der Spitzname „Zitrone des Nordens“
suggeriert, enthalten die Früchte des Sanddorns viel Vitamin C. Der Gehalt an
Vitamin schwankt aber extrem – je nach Herkunft und Sorte (bei 100g
Sanddornfrucht kann der Gehalt an Vitamin C zwischen 50mg und 1500mg
variieren). Besonders interessant in diesem Kontext: In den Sanddornfrüchten
sind keine Ascorbinsäure-abbauenden Enzyme vorhanden; das bedeutet, dass das
Vitamin C im frisch gepressten Saft auch über längere Zeit erhalten bleibt. Der
Saft gilt als präventiv wirksam gegen Erkältungskrankheiten.
Darüber
hinaus enthält der Sanddorn noch viele weitere gesunde Inhaltsstoffe: Die Vitamine
B1, B2, B6, B 12, Niacin, Biotin, Folsäure, Vitamin E, Vitamin K, Kalk und
Magnesium – der Sanddorn kann wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung
sein. Die enthaltenen Karotinoide können sich außerdem positiv auf die
Augengesundheit auswirken – aber nicht nur das: Finnische Wissenschaftler haben
untersucht, ob beim Krankheitsbild „Trockenes Auge“ eine orale Therapie mit
Sanddorn-Öl hilfreich sein kann. Auch wenn das Ergebnis der Studie nicht ganz
so spektakulär ausfiel wie erhofft, so deutet dennoch vieles darauf hin, diese Annahme
weiter zu verfolgen. Allerdings soll man wegen den Karotinoiden nicht literweise
entsprechende Säfte trinken, da eine Überdosierung mit Karotinoiden die Leber
belasten kann.
Übrigens:
Sanddornsaft hat einen relativ herben, säuerlichen Geschmack. Er wird daher
häufig mit anderen Fruchtsäften gemischt oder mit Honig gesüßt. Der Saft sollte
nicht erhitzt werden – da sonst viele gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe
zerstört werden.
Baden in kaltem Wasser
Es ist eine Methode, die im
Leistungssportweit verbreitet ist und mittlerweile auch bei Amateursportlern
immer beliebter wird – das Baden in kaltem Wasser. Genau genommen könnte man
das Baden in kaltem Wasser als erste Kneipp-Anwendung überhaupt bezeichnen. Wie
allgemein bekannt, erkrankte der junge Sebastian Kneipp an Tuberkulose und heilte
sich nach einer Anleitung durch eiskalte Bäder in der Donau selbst. Aus dieser
Erfahrung heraus entwickelte er später sein ganzheitliches Gesundheitskonzept –
er erkannte aber, dass bereits ein sehr kurzer Kaltreiz von einigen Sekunden
die gesundheitlich erwünschten Wirkungen hat. Dabei spielt dann die folgende
reaktive Wiedererwärmung des mehr gereizten, als wirklich gekühlten, Bereichs
die zentrale Rolle mitsamt den damit in Verbindung stehenden Reaktionen
hinsichtlich der Durchblutungsregelung, der neuronalen Steuerung und der
Ausschüttung von Hormonen.
„Die beste Abhärtung ist der beste Schutz; sie kann
nur durch das kalte Wasser erreicht werden. Die Angst und die Furcht, welche
man vor dem kalten Wasser hat, ist eine eingebildete und beigebrachte. Ich habe
noch keinen einzigen Fall erlebt, in welchem das kalte Wasser, vernünftig
angewendet, einen Schaden gebracht hätte.“ Sebastian Kneipp
Aber wie kalt ist denn nun „kaltes Wasser“? In
der einschlägigen Literatur sind zum Teil sehr unterschiedliche
Temperaturskalen zu finden. Die Temperatur spielt bei den kurzdauernden Kneipp-Anwendungen
kaum eine Rolle – sie muss, um vom Körper als Kaltreiz wahrgenommen zu werden,
allerdings deutlich unter der Hauttemperatur liegen, am besten also unter 18
Grad. „Das kälteste Wasser ist das Beste“, wusste Kneipp.
Bei einem gesunden Menschen spricht ohnehin
aus medizinischer Sicht wenig gegen ein Bad in kaltem oder auch sehr kaltem
Wasser. Lediglich aus prominenten Todessfällen in der Weltgeschichte wie
Alexander der Große oder Kaiser Barbarossa wurden die weitverbreiteten Warnungen
hergeleitet, zu rasch oder mit vollem Magen ins kalte Wasser einzutauchen. Ein
längerer Aufenthalt bzw. Schwimmen ohne Schutzanzug allerdings birgt die Gefahr
einer Unterkühlung – hier ist Vorsicht und Augenmaß geboten. Kurzdauernde
Kaltanwendungen wirken gefäßtrainierend und durchblutungsfördernd. Durch die
starke Reaktion auf den Kaltreiz wird die Haut wird zunächst stärker
durchblutet und färbt sich rosarot. Diese von Nerven und Hormonen gesteuerte
„reaktive Hyperämie“ hält einige Zeit (Minuten bis Stunden) nach der
Kaltwasseranwendung an und geht mit einem angenehmen Erwärmungsgefühl einher.
Bei regelmäßiger Anwendung ist eine bessere Regulation des Kreislaufs und des
Blutdrucks zu erreichen, ein besserer Stoffwechsel und eine Abhärtung gegen
Stress und Infektionen.
Und für alle Hobbysportler: Kaltwasserbäder können
nach derzeitiger Studienlage dazu beitragen, den Muskelkater nach dem Sport
etwas abzumildern.
Kneipp bei niedrigem Blutdruck
Hypotonie
bzw. niedriger Blutdruck gilt gemeinhin als eine Störung des Kreislaufs und
nicht als Krankheit. Oftmals kann es deshalb hilfreich sein, für eine
Verbesserung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung zu sorgen - dies
gelingt idealerweise mit den fünf Elementen der Kneippschen Naturheilverfahren.
Unser
Tipp: Die fünf Elemente der Kneippschen Naturheilverfahren
Wasseranwendungen:
Das
Herz-Kreislauf-System anregend bzw. durchblutungsfördernd wirken nahezu alle
Kneippschen Wasseranwendungen. Hier exemplarisch einige Beispiele, die helfen
können, den Blutdruck zu stabilisieren: Knie- und Armguss (z.B. im Anschluss
an das morgendliche Duschen) Wechselduschen, Ganzwaschungen (evtl. anfangs
lediglich eine Oberkörperwaschung), Wechselanwendungen (z.B. Wechselarmbad,
Wechselfußbad, Wechselarmguss) und Trockenbürsten. Diese Anwendungen können
zudem helfen, den Wärmehaushalt zu regulieren und sind somit hervorragend
geeignet, chronisch kalten Händen und Füßen (Durchblutungsstörungen), unter
denen Menschen mit niedrigem Blutdruck sehr oft leiden, entgegen zu wirken.
Ernährung:
Bei
niedrigem Blutdruck ist eine mineralstoff- und vitaminreiche Ernährung
besonders wichtig, also viel Gemüse und Obst. Denn Blutzuckerschwankungen
sollten möglichst vermieden werden. Außerdem sollte viel (Wasser) getrunken
werden. Einigen Betroffenen hilft der Genuss von koffeinhaltigen Getränken
(z.B. Kaffee), wobei der positive Effekt meist nur von kurzer Dauer ist. Einen
etwas länger anhaltenden Effekt kann Teein (v.a. im Schwarztee enthalten)
bewirken.
Heilpflanzen:
Bei
Hypotonie bieten sich Heilpflanzen an, die eine anregende Wirkung auf den
Kreislauf haben, wie beispielsweise Rosmarin (in der Aromatherapie, aber auch
als Bade- bzw. Duschzusatz) und Weißdorn (v.a. bei altersbedingten Problemen
mit Blutdruck und Durchblutung).
Bewegung:
Bewegungsmangel
kann eine der Ursachen von Blutdruckschwankungen sein. Bewegung fördert nicht
nur die Fitness, sondern auch die Gelassenheit, und hebt die Stimmung. Kneipp
empfahl maßvolle Bewegung an der frischen Luft. Übersetzt in die heutige Zeit,
bedeutet dies Ausgleichssport: Wandern, Schwimmen, Radfahren, Reiten, Joggen,
Walken, Golf, Tennis, Skilanglauf, Gymnastik und Vieles mehr. Tonisierende
Bewegungsübungen heben den Blutdruck an, aber auch Dehn- und Streckübungen nach
dem Aufstehen.
Lebensordnung:
Die
Lebensordnung bezieht sich auf diejenigen Anweisungen zur Gestaltung aller
Lebensbereiche, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit
notwendig sind; es geht also um ein ausgewogenes Verhältnis von Ruhe und
Arbeit, Anspannung und Entspannung. Entspannungstechniken wie beispielsweise
Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga sowie Atemübungen
können die Durchblutung fördern und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns
verbessern.
Sebastian
Kneipp:
„Auf den
ganzen Körper muss deshalb eingewirkt werden, damit eine gleichmäßige
Blutzirkulation eintritt.“
Heilpflanzen gegen Sonnenbrand?
Sommer, Sonne, Sonnenbrand – viele Menschen unterschätzen nach wie vor die gesundheitlichen Risiken, die mit einem Sonnenbrand einhergehen. Fast könnte man meinen, dass bei einigen der Sonnenbrand quasi zum Sommer(-urlaub) mit dazugehört… Ein fataler Irrtum. Natürlich ist es für die Gesundheit sehr wichtig, den Vitamin-D-Spiegel im Blut durch Sonnenbestrahlung auf einem stabilen, hohen Level zu halten; nur kommt es eben auf das Maß an. Bei einem Sonnenbrand dringt die ultraviolette Strahlung der Sonne in die oberste Hautschicht ein – es kommt zu einem Entzündungsprozess. Dieser kann natürlich auch mit einer Reihe von Heilpflanzen behandelt werden, was natürlich einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Sonnenbad und einen ausreichenden Hautschutz (Stichwort: Sonnencreme und geeignete Textilien) nicht ersetzen kann. Sonnenbrände bzw. übermäßige UV-Bestrahlung sind nach wie vor Hauptrisikofaktor für weißen und schwarzen Hautkrebs.
Unser Tipp: Im Maße liegt die Ordnung
Es gibt einige wenige Heilpflanzen bzw. pflanzliche Wirkstoffe, die vor Licht schützen können. Meist ist jedoch der jeweilige Lichtschutzfaktor (LSF oder SPF) nicht ausreichend, um einen Sonnenbrand zu verhindern. Erst ab Lichtschutzfaktor 6 (also Eigenschutzzeit der Haut, in Mitteleuropa durchschnittlich 15 bis 20 Minuten, multipliziert mit dem Lichtschutzfaktor) spricht man von einem wirklichen Sonnenschutzmittel. Insofern gilt beispielsweise Sesamöl, mit einem ungefähren Lichtschutzfaktor von 3, nicht als Sonnenschutzmittel.
Bei leichten Sonnenbränden eignen sich vor allem Kamille, Aloe vera, Johanniskraut und Arnika für eine Behandlung und Beruhigung der verletzten Hautpartien. Die in der Kamille enthaltenen Wirkstoffe bzw. ätherischen Öle Bisabolol, Matricin und Apigenin wirken entzündungshemmend und wundheilungs-fördernd. Bei Sonnenbrand eignen sich Konzentrate aus der Apotheke, aber auch Cremes und Salben für kühlende Umschläge. Aloe vera ist bekannt für den wundheilenden Saft der Blätter – man träufelt diesen großzügig auf die verletzten Hautstellen; nach ca. 10 Minuten mit klarem Wasser abwaschen. Die äußerliche Anwendung von Johanniskraut, zumeist als Öl, kann Hautverletzungen und -verbrennungen lindern; zudem wirkt das im Johanniskraut enthaltene Hypericin antibakteriell und antiviral. Bei der Arnikablüte – verwendet als verdünnte Tinktur, Salbe oder Gel – wirken vor allem die sog. Sesquiterpenlactone abschwellend und entzündungshemmend. Arnika sollte aber nicht zu konzentriert bzw. auf offene und empfindliche Haut aufgetragen werden, es kann zu starker Hautreizung führen. Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer, anwendbarer Heilpflanzen – wie etwa Rosskastanienblüten, Grüner Tee, Sandelholz, Schafgarbe und noch viele weitere mehr.
Sebastian Kneipp:
„Meine Mittel brauchen das hellste Tageslicht nicht zu scheuen; jeder prüfe und wähle das Beste!“
Übrigens:
Bei mittleren bis schweren Sonnenbränden bitte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Vorsicht ist geboten bei allergischen Reaktionen auf bestimmte (Heil-)Pflanzen; in diesem Fall bietet sich ein anderes bewährtes Hausmittel an – ein kühlender Quarkumschlag. Aber auch in Scheiben geschnittene Gurken können Linderung verschaffen.
Barfuß im Sommer
Es ist eine echte
Naturarznei – das Barfußlaufen. Von frühester Kindheit an sollte es, vor allem
in den Sommermonaten, völlig normal und selbstverständlich sein, regelmäßig
barfuß unterwegs zu sein. Unsere Füße sind wahrlich Wunderwerke der
menschlichen Entwicklungsgeschichte: Es dauerte rund 4 Millionen Jahre bis sich
der heutige, menschliche Fuß und der damit einhergehende aufrechte Gang
entwickelte. In einem durchschnittlichen Menschenleben tragen uns unsere Füße
in etwa 200 Millionen Schritte bzw. 160.000 Kilometer – eine beeindruckende
Leistung, der man sich bewusst sein sollte. Und aus evolutionsbiologischer
Perspektive werden unsere Füße erst seit wenigen hundert Jahren in Schuhe „gequetscht“;
daraus resultierende Fußdeformationen wie Senk-, Knick- und Spreizfüße können
die Folge sein. Insbesondere Kinderfüße können durch Barfußlaufen in ihrer
Entwicklung positiv beeinflusst werden; natürlich ist dabei Vorsicht vor
Verletzungen geboten.
Unser
Tipp: Barfuß im Sommer
Einfach öfter mal die Schuhe ausziehen und auf
weichem Untergrund, beispielsweise Grasflächen, Waldwegen oder Sandstränden,
spazieren gehen. Schuhe haben natürlich auch eine wichtige Funktion – der
Schutz vor Verletzungen bzw. vor einer Infektion. Dennoch raten immer mehr
Mediziner zu regelmäßigem, achtsamem Barfußlaufen. Der menschliche Fuß muss
sich – ohne vorhandenes Schuhwerk – ständig an den Untergrund anpassen. Dieser
Vorgang stärkt und kräftigt die Muskulatur (Probleme bei der Fußmuskulatur
können sich auch negativ auf Becken und Hüfte auswirken). An der Harvard University
konnte ein Evolutionsbiologe feststellen, dass der Vor- bzw. Mittelfußlauf
von regelmäßigen Barfußläufern stärker ausgeprägt ist, was wiederum zu
insgesamt geringeren Belastungen für den Bewegungsapparat führen kann. Bei
vielen Menschen ist leider das „Gefühl“ bzw. der Tastsinn an der Fußsohle durch
das unentwegte Schuhetragen in Mitleidenschaft geraten. Die immer beliebter
werdenden Barfußpfade und -parks sind ein klares Zeichen, dass sich die
Menschen dessen vermehrt bewusst werden.
Hier die
wichtigsten Effekte des Barfußlaufens:
Stärkung der Muskulatur, der Gelenke und Bänder
Stärkung von Herz-Kreislauf-System und der Abwehrkräfte
Präventiv gegen Achillessehnenentzündung und Fersensporn
Präventiv gegen Fußdeformationen
Förderung einer gesunden Zehenstellung
Sebastian
Kneipp:
„Der Anfang
der Abhärtung bleibt immer das Barfußgehen. Es gewöhnt unsere Natur am meisten
an die Erde. Dabei wird das Blut nach unten geleitet, der Blutumlauf geregelt
und die Füße gekräftigt.“
Vorsicht:
Bei bereits diagnostizierten
Fußfehlstellungen, bei Arthrose und bei Diabetes sprechen Sie bitte vor ausgiebigen
Barfußlaufen mit Ihrem Hausarzt oder Orthopäden.
Heimische rote Beeren
Am besten
regional und saisonal – Unsere heimischen roten Beeren sind äußerst gesund. Egal
ob Erd-, Heidel-, Johannis-, Brom-, Stachel- oder Himbeere und auch (rote)
Weintrauben und die sog. Apfelbeere (besser bekannt als Aronia): Sie alle sind
reich an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen, stärken so das Immunsystem
und helfen der Verdauung. Teilweise hemmen sie schädliche Bakterien im Darm und
in den Harnwegen. Und ganz nebenbei schmecken sie alle fantastisch.
Unser
Tipp:Heimische rote Beeren
Rote Beeren weisen einen relativ hohen Gehalt an
lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen (v.a. Eisen und Magnesium) auf.
Auch die für die Verdauung wichtigen Ballaststoffe sind reichlich enthalten.
Was die Beeren aber so besonders gesund macht, ist die Vielzahl
unterschiedlicher sekundärer Pflanzenstoffe. Um genauer zu sein: Die
Anitoxidantien (die sog. „Fänger von Freien Radikalen“). Zu diesen gehören
u.a. Flavonoide (gehören zur Gruppe der Polyphenole); eine bestimmte
Untergruppe davon sind die Anthocyane. Diese sind ursächlich für die rot bis
blauschwarze Färbung der Beeren – abhängig vom jeweiligen pH-Wert. Polyphenole
und Flavonoide im Allgemeinen können präventiv die Entstehung von Krebs,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Krankheitsbildern hemmen.
Übrigens:
Aufgrund der hohen Anzahl von sekundären Pflanzenstoffen ist es der
Wissenschaft bislang noch nicht gelungen, sämtliche Wirkungen und Verbindungen
zweifelsfrei zu erforschen. Insbesondere können viele Daten an Zellen und
Modellen nicht auf den Menschen übertragen werden, da die meisten Stoffe nach
dem Essen nicht unverändert ins Blut gelangen. Die bisherigen
Forschungsergebnisse deuten jedoch relativ eindeutig auf einen hohen
gesundheitlichen Nutzen für den Menschen hin. So stellten beispielsweise
Forscher an der Harvard School of Public Health in einer Beobachtungsstudie
fest, dass drei Portionen Heidel- oder Erdbeeren pro Woche das Herzinfarktrisiko
bei Frauen um rund 30% senken könnte – diese Aussage ist aber unter deutschen
Wissenschaftlern umstritten. In einem sind sich die Experten aber einig:
Gesunde Ernährung kann nur im Kontext einer insgesamt gesunden Lebensführung
positive Effekte auf den Körper haben. Übertragen auf die roten Beeren heißt
das: Täglich eine Handvoll rote Beeren kann sehr gesundheitsförderlich sein –
aber dies allein nutzt weniger, wenn der Alltag von gesundheitsschädlichen
Begleitumständen geprägt ist. Die schwarze Johannisbeere hat im Übrigen den
„gesündesten“ Ruf unter den Beeren – wobei das noch nicht klinisch bewiesen
ist. Sie enthält überdurchschnittlich viel Vitamin C, viel Vitamin E, viel
Eisen, Kalium und Calcium. Heidelbeeren hingegen beinhalten sehr viel Vitamin
E und Eisen. Bei Himbeeren müssen neben den Mineralstoffen (Magnesium, Phosphor,
Eisen und Kalium) auch die Gerb- und Ballaststoffe erwähnt werden – dies macht
die Himbeere zu einem Helfer der Verdauung, ähnlich wie die Brombeere.
Sebastian
Kneipp:
„Was im Leben
gering geschätzt wird, ist oft gerade in jenem Grade nützlich, in dem man es
geringschätzt.“
Übrigens:
Für alle Botaniker, die es genau nehmen: Die
Erdbeere ist eigentlich keine Beere im botanischen Sinne; sie gehört zu den
Sammelnussfrüchten. Und die Himbeere ist eine Sammelsteinfrucht.
Outdoor-Aktivitäten
Der Mensch
braucht Licht, Luft und Sonne – das dürfte uns allen klar sein. Jedoch fällt es
dem menschlichen Körper immer schwerer, aufgrund der zunehmenden Klimatisierung
unserer Wohn- und Arbeitsräumlichkeiten sich an die natürlichen Klima- und
Temperaturschwankungen der Jahreszeiten zu gewöhnen. Dabei sind gerade
unterschiedliche Temperaturreize so wichtig, um das Immunsystem zu stärken.
Neben frischer Luft ist ausreichend Licht unabdingbar – vor allem nach den
dunklen Wintermonaten (bei Lichtmangel kann Johanniskraut eine Art Ausgleich
bewirken). Eine maßvolle Besonnung unserer Haut ist sehr wichtig; sowohl für
ein intaktes Immunsystem, als auch für die Bildung von Vitamin D (für Zähne und
Knochen). Gegen Ende des Winters sind die körpereigenen Vitamin-D-Speicher weitgehend
aufgebraucht und es gilt, den Vitamin-D-Spiegel im Blut nun durch
Sonnenbestrahlung wieder zu erhöhen.
Unser
Tipp: Outdoor-Aktivitäten
Gehen Sie raus in die Natur, an die frische Luft und
genießen Sie die Frühjahrsonne! Das hilft nicht nur die körperlichen Funktionen
positiv zu beeinflussen, sondern es wirkt sich auch überaus positiv auf das psychische
Wohlbefinden aus. Und das wiederum ist elementarer Bestandteil der Kneippschen
Lebensordnung, denn alle Kneippschen Naturheilverfahren haben das Ziel, die
auch im psychischen Bereich vorhandenen Selbstordnungs- und
Selbstheilungskräfte zu stärken und freizusetzen. Im Übrigen ist das moderne
Schlagwort „Outdoor“ lediglich ein Begriff, der für uralte Erkenntnisse steht.
Körperliche Betätigung in der freien Natur ist unerlässlich für eine gesunde
und ganzheitliche Lebensführung. Dabei müssen keine extremen Leistungen
erbracht werden – es geht letztendlich darum, die Leistungsfähigkeit von Herz
und Kreislauf langsam zu steigern und sich auch gegen die alltäglichen
Stressoren abzuhärten. Spazieren, Wandern, Fahrradfahren, Schwimmen, Walking,
Gymnastik – die Bandbreite an geeigneten, moderaten Bewegungsformen ist groß. Die
immer häufiger zu findenden „Outdoor-Fitness-Geräte“ in Gartenanlagen oder
Parks sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich unter freiem Himmel zu
bewegen. Hierzu hat das Hessische Sozialministerium zusammen mit drei Universitäten
eine Studie durchgeführt: 94 Probanden (zwischen 60 und 94 Jahren) benutzten
drei Monate regelmäßig (zwei- bis dreimal pro Woche) solche Geräte. Die
Ergebnisse waren durchwegs positiv; es konnte eine Erhöhung der körperlichen
Fähigkeiten in Bezug auf Muskelkraft und Balance registriert werden. Über 90%
der Probanden konnten ihre physischen Leistungen verbessern. Hinzu komme im
psychischen Bereich der Aspekt der Geselligkeit: Gemeinsam sich bewegen, mache
eben mehr Spaß!
Und man kann
noch mehr für die eigene Gesundheit tun: Regelmäßige Kneippsche Anwendungen –
insbesondere Kaltanwendungen – können in Kombination mit körperlicher
Betätigung sehr wirksame, gesundheitsfördernde Maßnahmen sein. Der Kaltreiz auf
der Haut verengt zunächst die Hautgefäße (reflektorische Verengung) und
vermindert die Hautdurchblutung. Bereits nach kurzer Zeit reagiert der Körper
mit einer erhöhten Durchblutung (reaktive Hyperämie), die sogar Stunden
anhalten kann.
Sebastian
Kneipp :
„Kaum ein
Vogel singt am Abend; was singen kann, beginnt am Morgen seinen Gesang. Wenn
nun das Licht eine solche Macht auf die anderen erschaffenen Wesen ausübt,
warum sollte es nicht auch besondere Einwirkung auf den menschlichen Körper
und Geist haben?“
Musik
Der amerikanische Geiger Yehudi Menuhin (1916-1999)
hat einmal gesagt: „Ich glaube fest daran, dass gute Musik das Leben
verlängert.“ Aber gibt es wirklich gesundheitsförderliche Effekte durch das
Hören oder Praktizieren von Musik? Bereits in den 1920er Jahren benutzten
einige amerikanische Ärzte Phonographen in Operationssälen, da Musik die
Patienten „beruhigt und ablenkt vom Horror ihrer Situation“, wie der Chirurg
Evan Kane beschrieb. Das „British Medical Journal“ behauptet, dass heutzutage
in rund zwei Dritteln aller Operationssäle Musik zu hören sei; die Auswirkungen
auf das Ärzteteam und auf die Patienten werden momentan wohl wissenschaftlich
untersucht.
Unser
Tipp: Musik
Es gibt Hinweise darauf, dass beruhigende Melodien helfen können,
Angstzustände vor einer Operation besser zu kontrollieren und sogar den
Schmerzmitteleinsatz zu reduzieren. Am Massachusetts General Hospital in Boston
wird diese Thematik seit längerem untersucht; aber auch welche Art von Musik
welchem Patienten helfen kann – und das nicht nur bei Operationen sondern
beispielsweise auch in der Intensivpflege. Es gilt als erwiesen, dass (die
richtige) Musik Angst und Stress mildern kann.
Eine Studie der Ohio State University in Columbus
untersuchte den Einfluss von Musik auf künstlich beatmete Patienten. Künstliche
Beatmung erzeugt Stresshormone im menschlichen Körper, viele Patienten
verkrampfen in solchen Situationen – das Atmen fällt schwer. Eine
Patientengruppe durfte in der Studie ausgewählte Musik hören, was dazu führte,
dass diese Gruppe nach fünf Tagen ihre Dosis an Beruhigungsmitteln fast
halbieren konnte – im Vergleich zur Kontrollgruppe. Beruhigende Musik kann
vermutlich dazu führen, dass die Hirnanhangdrüse das Wachstumshormon HGH
ausschüttet. Über eine hormonelle Reaktionskette kann diese Ausschüttung dazu
beitragen, dass die Nebennieren deutlich weniger Cortisol und Adrenalin
freigeben – die Herzfrequenz und der Blutdruck sinken, der Körper beruhigt
sich, Stress und Ängste gehen zurück.
In einer Studie der Universität Bochum wurde
untersucht, welcher Musikstil besonders günstig wirken könne. So wurden 120
gesunde Freiwillige in sechs Gruppen aufgeteilt; fünf Gruppen hörten auf einer
Liege Musik (ein bestimmtes Musikstück pro Gruppe), eine Gruppe lag ohne Musik
da. Das Ergebnis: Bezüglich Herzfrequenz und Blutdruck erreichte die Musik von
J.S. Bach die besten Werte. Musik von Mozart, Strauss und auch Rockmusik senkte
immerhin noch den Blutdruck (systolisch und diastolisch). Die Ursache für die unterschiedlichen
Wirkungen der jeweiligen Musikstile konnte bis jetzt allerdings nicht geklärt
werden.
Zuwendung
Es ist ein einfaches Wort und doch bedeutet es so
viel… Zuwendung. Sie ist Teil des menschlichen Sozialverhaltens und muss von
frühester Kindheit an erlernt werden – bis hinein ins hohe Alter („lebenslanges
Lernen“). Im ganzheitlichen Gesundheitskonzept nach Kneipp spielt
demzufolge das Element „Lebensordnung“ eine wichtige Rolle. „Sein Leben
ordnen“ bedeutet auch, sich mit der eigenen Persönlichkeit und dem gelebten
Leben auseinanderzusetzen. Ein Mangel an Zuwendung und sozialem Kontakt im
Kindesalter kann im späteren Leben zu ernsthaften Problemen führen. Doch auch
für Erwachsene ist Zuwendung von großer Bedeutung – in Bezug auf das soziale
und private Umfeld, aber auch beispielsweise in Bezug auf das Gesundheitssystem.
So hat eine repräsentative Befragung des Forsa-Instituts ergeben, dass „das
Gefühl, beim Arzt gut aufgehoben zu sein und ernst genommen zu werden,
Patienten wichtiger ist als eine moderne technische Ausstattung.“ Offenbar
zogen die Befragten aus diesem Gefühl heraus Rückschlüsse auf die
Fachkompetenz des Arztes. Dieses Beispiel zeigt, dass Zuwendung eine enorme
psychologische Komponente innehat, die nicht unterschätzt und vernachlässigt
werden sollte. Ganz im Gegenteil: Sie birgt eine riesige Chance, etwas für die
Gesundheit unserer Mitmenschen zu tun.
Unser
Tipp: Mehr Zuwendung
Durch Zuwendung wird Stress abgebaut und das Immunsystem gestärkt. Denn
ähnlich wie bei sportlicher Betätigung kann auch durch Zuwendung die
Ausschüttung von Endorphinen aktiviert werden. Diese sog. „Glückshormone“
können schmerzlindernd und stimmungserhellend wirken. Dass vor allem mütterliche
Zuwendung für die Gehirnentwicklung von Kindern sehr wichtig ist, haben
Forscher der US-Universität St. Louis herausgefunden. Bei 92 Kindern im Alter
von drei bis sechs Jahren wurden psychologische Tests durchgeführt und nicht
nur die Reaktionen der Kinder bewertet – sondern auch die Zuwendung und
Unterstützung der Mütter. Die Forscher kamen zu der Schlussfolgerung, dass durch
mütterliche Zuwendung und Unterstützung wichtige Gehirnregionen angeregt und
ihre Entwicklung gefördert werden könne. Eine weitere Studie, die an der State
University of New York durchgeführt wurde, hat den Zusammenhang von
(elterlicher) Zuwendung in Bezug auf das Sozialverhalten von Kindern untersucht.
Hierbei wurden 102 Eltern mit ihren jeweils zweijährigen Kindern einem
Experiment unterzogen. Das Ergebnis: Für das soziale Verhalten eines
Kleinkindes bzw. dessen Lernbereitschaft ist es maßgeblich, ob ihm die Eltern
im Alltag genügend Zuwendung und Aufmerksamkeit entgegenbringen. Die Kinder
würden demnach etwas Positives, Befriedigendes vom Austausch mit den
Erwachsenen erwarten – insofern diese auch positiv auf die ständigen
Forderungen der Kinder nach Aufmerksamkeit reagieren.
Kneipp bewegt – Schwimmen
Es ist
die ideale Kombination aus Muskelaufbau, Ausdauertraining und Fettverbrennung
– das Schwimmen. Es macht nicht nur Spaß und sorgt für körperliche Bewegung,
sondern schont auch die Gelenke. Schwimmen ist der perfekte Sport für alle
Altersklassen und gilt erwiesenermaßen als eine der gesündesten Sportarten
überhaupt! Die ältesten schriftlichen Belege über das Schwimmen reichen bis
2000 v. Chr. zurück; Experten haben aber auch (Schwimm-)Relikte gefunden, die
bis in das 9. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen.
Unser Tipp: Schwimmen
Durch den natürlichen Widerstand des Wassers werden sämtliche
Bewegungen zu einer zwar anstrengenden, aber eben auch effektiven
Angelegenheit. Zudem sorgt die Auftriebskraft des Wassers dafür, dass das
eigene Körpergewicht leichter erscheint (die durch die Erdanziehung bedingte
Schwerkraft des Körpers wird beim Eintauchen in Wasser teilweise durch die
Auftriebskraft des Wassers kompensiert; sog. „Archimedisches Prinzip“). Somit
ist Schwimmen gerade für übergewichtige Menschen prädestiniert bzw. wird es
deswegen bei Rehabilitationsmaßnahmen und speziellen Trainingsmethoden eingesetzt,
die Gelenke und Bänder schonen sollen. Allerdings muss wegen der
Kreislaufumstellung im Wasser noch eine gewisse Leistungsreserve vorhanden
sein. Daneben eignet sich die Bewegung im nicht zu kühlen, sondern eher warmen
Nass auch für Menschen, die unter Arthrose leiden.
Sebastian
Kneipp:
„Den Abgehärteten greift nichts an, den Verweichlichten bringt jedes Blatt
Papier in Aufregung. Ein abgehärteter Körper besitzt auch den größten Schutz
vor den Krankheiten der Seele.“
Tipp:
Schwimmen Sie sich gesund und schön! Aber bitte achten Sie je nach
Alter und Gesundheits- bzw. Fitnesszustand auf die richtige Technik. Häufig
werden beim beliebten Brustschwimmen falsche Bewegungsabläufe praktiziert,
indem der Kopf und Nacken zu weit hoch gestreckt wird. Hingegen gilt das Rückenschwimmen
als entlastend für Kopf, Nacken und Rücken.
Kneipp bewegt – Gehen, Laufen, Walken
Gehen
oder Laufen ist die natürliche Fortbewegungsart des Menschen – jeder kann es,
die Frage ist nur, wie weit und wie lange. Diese Fortbewegung bezeichnet man
als Bipedie. Sie erfordert starke Beinmuskeln, insbesondere in den
Oberschenkeln. Beim Menschen sind der Quadrizeps und die hinteren Oberschenkelmuskeln
unverzichtbar für zweibeinige Bewegungsabläufe, sodass jeder einzelne dieser
Muskeln bedeutend größer ist als beispielsweise ein gut ausgebildeter Armbizeps.
Unser
Tipp: Gehen, Laufen, Walken
Im Gegensatz zum Stehen wird bei
Bewegung durch das Abrollen der Fußsohle und die dadurch wechselnde Anspannung
der Wadenmuskulatur das Blut aus den Venen nach oben gepumpt – mit Hilfe der
Venenklappen.
Dadurch harmonisiert man nicht nur den Bewegungsapparat, Herz und Kreislauf,
sondern auch Stoffwechsel und Nerven. Die Bewegung beim Laufen an frischer Luft ist durch den
stetigen Rhythmus entspannend und wohltutend für die Stimmung. Ein unebener
Boden fordert die Reflexe und Sinne und schont dadurch die Gelenke, so dass bei
jedem Schritt die gleichen Belastungen auftreten. Ein weicher Waldboden ist für
die Gelenke der Beine und Füße sowie für den Rücken schonender (kann man
notfalls durch spezielle Laufschuhe angleichen). Deshalb ist Gehen oder Walken
eine hervorragende Alternative zum Laufen bzw. Joggen. Bei Rückenproblemen
eignet sich auch das Nordic Walking, da hier das zügige Gehen durch kraftvolle
Armbewegungen ergänzt wird und somit die Rumpfmuskulatur zusätzlich trainiert
wird. Das richtige Maß der Belastung haben Sie erreicht, wenn Sie sich während
des Laufens oder Gehens noch gut unterhalten können, ohne außer Atem zu
geraten.
Sebastian
Kneipp:
„Je gesünder und kräftiger aber der menschliche Leib ist, um so frischer und
leistungsfähiger wird auch der Geist sein.“
Tipp:
Gehen und laufen Sie täglich, am besten im Freien und – falls
möglich – barfuß. Aber bitte keine Überforderung! Sie sollen sich wohl fühlen
und es soll Spaß machen. Mit Partnern oder in der Gruppe fällt das leichter. Letztendlich ist sehr viel für die
Gesundheit getan, wenn man es schafft, in der Woche ca. 20 km auf den eigenen
Beinen zurückzulegen – egal wie schnell, aber in größeren Stücken von
wenigstens 1 km.